23 Jan Auf Messers Schneide
Von Stephanie Sommerfeld
Von Ohio bis Osaka hat Rob McMillen Haare und Bärte auf der ganzen Welt geschnitten. Doch sein Weg dorthin verlief nicht immer nach vorgezeichneten Linien. Heute gehört der Smalltown Boy aus Youngstown zu den beliebtesten Barbieren in ganz New York.
In einer kleinen Stadt in Ohio mit 65.000 Einwohnern, erblickte Robert Mc-Millen vor knapp 40 Jahren das Licht der Welt. Mit seiner damals erst 17jährigen, alleinerziehenden Mutter hatte er es nicht immer leicht. Aufgewachsen mit dem Selbstwertgefühl eines Outsiders, traf er mit 17 zum ersten Mal seinen Vater. Das Unileben und Umgebensein von spannenden, kreativen Köpfen inspirierten ihn dazu, sein eigenes Ding zu machen. Er begann im Barbershop seines Vater auszuhelfen, besuchte die Barber School, traf seine spätere Frau und ging nach New York. Doch die Ehe sollte nur von kurzer Dauer sein. Wieder Single, ohne Wohnung und keinen Cent in der Tasche, heuerte er bei Blind Barber an. Schnell avancierte der kleine Laden mit vier Mitarbeitern zum Hipster Hotspot und Rob zum Head Barber. Das Team wurde für GQ und die Men‘s Fashion Week gebucht und reiste zum Haareschneiden und Barttrimmen rund um die Welt. Immer mit von der Partie: Eric Holmes, Friseur bei Blind Barber und Robs späterer Business-Partner, sowie Stylistin Christine, die 2014 von der Arbeitskollegin zur zweiten Ehefrau wurde. Um sich persönlich weiterzuentwickeln, verließ Robert Blind Barber und ging nach Denver, um dort einen Barber Shop zu übernehmen. Doch Denver war nicht seine Stadt und es zog ihn binnen kürzester Zeit zurück nach New York.
Dort mietete er einen Laden in der Ridge Street und eröffnete gemeinsam mit Geschäftspartner Eric „Mildred“, einen Herrenfriseur, der nach Großmutter Mildred benannt wurde. Robert vergaß nie, dass es letztendlich sein Vater war, der ihn auf dem Weg zum erfolgreichen Barbier begleitet hat. Nach dessen Tod verkaufte Rob das ererbte Anwesen und verwendete den Erlös für die Eröffnung seines ersten ganz eigenen Ladens. Seit zwei Jahren schneidet er nun in Andenken an seinen Vater das Haar der New Yorker Hipster-Szene. „Keep it simple“, so lautet des Motto des Star-Barbiers. Es sind Männer aller Couleur und aus allen Herrenländern, die sich bewusst auf den Weg nach Manhatten an die Lower East Side machen, um sich im „Mildred“ in nachbarschaftlicher Atmosphäre frisieren zu lassen. Die Atmosphäre, viel Liebe zum Detail und ein sehr hoher Qualitätsanspruch von Robert McMillen, das bildet das Erfolgsrezept für das Wiederaufleben besonderer Barberkultur an einem besonderen Ort. Hier fühlt Mann sich wohl und tauscht sich aus. „Wir wollen einen Raum schaffen, in dem man sich warm und willkommen fühlt. Denn die Barber-Kultur als solches kann als sehr aggressiv interpretiert oder empfunden werden“, so Robert McMillen.
Nunmehr 20 Jahre ist Rob McMillen im Barbier Business. Seit einigen Jahren engagiert er sich in der Movember Foundation für das Thema Männergesundheit. Auch „Mildred“ soll den Männern eine Plattform bieten, um solche Dinge zu diskutieren: „Ich denke, dass Männer wirklich stigmatisiert sind, wenn es um psychische Probleme geht und vor allem, wenn sie mit jemandem darüber reden und ihren Freunden gestehen, dass sie Probleme wie Depressionen oder was auch immer haben. Ich spreche mit 80 Leuten pro Woche und sehe über 300 Männer wöchentlich in unserem Shop. Doch viel zu selten konzentriert sich die Diskussion auf die psychische oder körperliche Gesundheit.“ Seit 2017 arbeitet Rob mit L‘Oreal Paris zusammen, entwickelt Männerpfegeprodukte und gibt Grooming Tutorials für Bartträger: „Ich habe sehr eng mit Loreal zusammengearbeitet, um das Barber Club Sortiment zuentwickeln. Dies ist mein zweites Jahr bei L‘Oreal, und wir haben das Ziele eine noch größere Auswahl an Pflegeprodukten zu entwickeln, die 2019 erscheinen werden.“ Seine Beauty-Tipps für den gepflegten Mann: „Immer eine gute Gesichts- und Bartwäsche zu verwenden. In vielen Fällen rasieren sich die Männer einfach und waschen ihre Gesichter nur mit reinem Wasser. Wenn die Jungs anfangen, diese massiven Bärte oder einen Schnurrbart wachsen zu lassen, ist es sinnvoll, eine Bartseife zu verwenden. Manchmal werden Gesichtshaare sehr drahtig und steif, sodass ein Bartöl einen großen Unterschied machen kann. In Kombination mit einem Bartkamm hilft es, das Baarthaar so zu frisieren, wie man es haben will. Das sind also die beiden Dinge, die einen wirklich guten Job machen, wenn es um Gesichts- und Bartpflege geht, und das sind derzeit auch große Trends auf dem Markt.“