Rot wie Hildes Rosen | Quality Magazine
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Rot wie Hildes Rosen

Minolta DSC

In dem stilvollen Ambiente einer Wohnung mit dem sogenannten Berliner “Schnitt”, hat das Berliner Urgestein René Koch einen repräsentativen Salon, sein privates Lebensumfeld und ein schillerndes Museum kreiert. Man diniert zwischen Lippenstiften aus über 100 Jahren Kosmetik-Historie. Das Entrée zeigt Lippenstifte, geprägt durch das Charisma starker Frauen, die das kleine Accessoire als Emazipationssymbol zu nutzen wussten. René Koch und sein persönlicher Beauty-Himmel sind unzertrennbar miteinander verbunden.

Er, der Karriere als Chefvisagist bei Yves Saint Laurent Beauté machte, erfüllte sich im Jahre 2008 einen langgehegten Traum und verewigte seine Sammel-Leidenschaft zum Lippenrot in einem eigenen Museum. Seine sorgfältig ausgewählten Exponate reichen bis in das 18. Jahrhundert und zeigen dem Besucher nicht nur die Beauty-Trends vergangener Zeiten, sondern reflektieren zudem detailliert die Lebensart und den Zeitgeist dieser Epochen. Sozialistisch und schmucklos designte Lippenstifte aus der DDR reihen sich neben edelsteinverzierte und schimmernde Perlmutthülsen aus Goldenen Zeiten.

55 Katrin Sass Kopie

Absolutes Highlight des Lippenstiftmuseums ist eine Silberdose mit dem Lippenrot einer Geisha, aus einer Epoche Japans stammend, die die exotischen Erzählungen des Fernen Ostens in unseren Köpfen wachrufen. Durch die liebevolle und detailverliebte Inszenierung wird jedes Ausstellungsstück zu einem museumsreifen Artefakt. Wer seinen Weg in das glamouröse Kleinod in Berlin-Wilmersdorf gefunden hat, den erwartet der Eintritt in eine Welt, die komplementärer zur Berliner “Arm-aber-Sexy-Attitude” nicht hätte sein können – Glanz und Gloria soweit das Auge reicht.

Wer einen der wenigen offenen Besichtigungstermine ergattern konnte, bekommt einen umfassenden Einblick in das private Museum und vor Allem in die tiefe Leidenschaft seines Besitzers. Die Manie zur museumsreifen Sammlung begann mit einem lachsfarbenen Lippenstift an, den René für Hildegard Knefs Hochzeit persönlich kreiert hatte. Das dazu passende Hochzeitkleid seiner weltberühmten Freundin schmückt jetzt eine Figurine Seite an Seite mit dem originalen Lippenstift.

Neben der beliebten Chanson-Sängerin arbeitete René Koch mit unzähligen Prominenten und Ikonen wie beispielsweise Claudia Schiffer und Joan Collins zusammen. Einige dieser schillernden Persönlichkeiten zählen bis heute zu seinen treuesten Kundinnen und Lebensfreundinnen.

Eines Tages trat eine Gruppe blinder Frauen in die Gemäuer des Beauty-Mekkas um das Museum zu besuchen. Am Ende ihrer Führung äußerten sie den Wunsch sich, trotz ihres Handicaps, schminken zu können und baten René Koch es ihnen beizubringen. Er zögerte nicht lange und nahm die Herausforderung an, ohne Augenlicht einen perfekten Make-Up-Look zu kreieren. In der selben Nacht nahm er sich der Aufgabe an, stellte sich in die dunkelste Ecke seines Kosmetiklabors vor einen Spiegel und fing an, mit geschlossenen Augen intuitiv sein Gesicht zu ertasten. Jede einzelne Rundung, jede einzelne Partie seines Gesichtes erfühlte er. Anhand dieser Basis setzte er seinen ersten Make-Up-Pinsel-Strich. Diese Methode perfektionierte er mit jeder verstrichenen Nacht, im Dunkeln, allein vor dem Spiegel, bis das Ergebnis nahezu tadellos war. René Koch brachte sich somit im Alleingang das “Blinden-Schminken” bei und gab sein Wissen an die Damengruppe weiter.

46 Hildegard Knef

Wer René Koch begegnet, erlebt einen experimentierfreudigen Schöngeist und auch Botschafter der dekorativen Kosmetik erlebt. Denn kaum jemand ist ein besserer Botschafter für die Schönheit der Frauen, sowie Männer und für sein Berlin, als René Koch selbst.

 

 

 

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